Lavendel ist nicht nur ein mediterraner Klassiker im Garten, sondern auch eine vielseitige Pflanze mit hohem Nutzwert. Ob als Duftspender im Kleiderschrank, als beruhigender Tee oder als dekoratives Element in Gestecken – Lavendelblüten lassen sich vielfältig verwenden.
Damit die Pflanze über viele Jahre vital bleibt und ihre typische Form sowie Blühfreude bewahrt, ist regelmäßiger Schnitt essenziell. Ebenso wichtig ist die richtige Ernte und das schonende Trocknen der duftenden Blüten. In diesem Artikel erfahren Sie, wann und wie Sie Lavendel schneiden sollten, wie Sie die Ernte ideal planen und wie Sie die getrockneten Blüten am besten lagern und nutzen.
Lavendel schneiden – das 1×1 der richtigen Schnitte
Frühjahrsschnitt für Vitalität und Kompaktheit
Der erste und wichtigste Schnitt erfolgt im zeitigen Frühjahr, zwischen Ende Februar und Mitte März – allerdings nur, wenn keine anhaltenden Fröste mehr zu erwarten sind. Ziel ist es, den Lavendel zu verjüngen, seine Triebe zur Verzweigung anzuregen und die typische kompakte Wuchsform zu erhalten. Dabei wird etwa ein Drittel bis maximal zwei Drittel der grünen Triebe zurückgeschnitten.
Wichtig ist: Niemals ins alte Holz schneiden! Dort treibt der Lavendel nicht mehr zuverlässig aus. Die Gartenexpertin Eva Becker vom Bundesverband Deutscher Gartenfreunde erklärt: „Lavendel ist kein Strauch, der einen radikalen Rückschnitt ins alte Holz verträgt. Ein behutsamer Rückschnitt in die jungen Triebe genügt vollkommen.“
Ein anschauliches Beispiel: Wer einen zu groß gewordenen Lavendelbusch im März zu stark einkürzt und dabei in das verholzte Zentrum schneidet, riskiert, dass die Pflanze an dieser Stelle nicht mehr austreibt und mit der Zeit abstirbt.
Sommerschnitt nach der Blüte für eine zweite Blüte
Nach der Hauptblütezeit – meist im Juli oder August – steht der zweite Schnitt an. Dieser sogenannte Sommerschnitt ist weniger intensiv als der Frühjahrsschnitt, hat aber eine wichtige Funktion: Er entfernt verwelkte Blütenstände, verhindert die Samenbildung und fördert mit etwas Glück eine zweite Blüte im Herbst.
Dabei wird nur die Blütenspitze zusammen mit einem kleinen Teil des darüber liegenden Grüns abgeschnitten. „Durch das konsequente Entfernen der verblühten Spitzen bleibt die Pflanze nicht nur schöner in Form – es kann sogar zu einem zweiten Blütenflor kommen“, erklärt der Gärtnermeister Norbert Jung auf mein-schoener-garten.de.
Verjüngung alter Pflanzen
Alte Lavendelpflanzen, die über Jahre nicht oder nur sehr unregelmäßig geschnitten wurden, verholzen zunehmend und verlieren ihre typische Kugelform. Eine drastische Verjüngung ist hier oft nicht mehr möglich. Eine vorsichtige Schnittstrategie über mehrere Jahre hinweg kann jedoch helfen.
„Am besten schneidet man zunächst nur leicht zurück, etwa bis zur ersten Blattgabel, und beobachtet, ob der Lavendel wieder austreibt. Im nächsten Jahr kann man dann etwas weiter zurückgehen“, empfiehlt die Biogärtnerin Brigitte Goss.
Lavendel ernten & trocknen – Schritt für Schritt
Der richtige Zeitpunkt zum Ernten
Wer Lavendel trocknen möchte, sollte den idealen Erntezeitpunkt nicht verpassen. Dieser liegt kurz vor dem vollständigen Aufblühen der Rispen – also dann, wenn die unteren Blüten bereits geöffnet sind, die oberen aber noch geschlossen. In diesem Stadium enthält die Pflanze die höchste Konzentration an ätherischen Ölen.
„Ein warmer, trockener Tag zur Mittagszeit ist optimal für die Ernte“, schreibt t-online.de. Der Lavendel sollte unbedingt trocken sein – feuchte Rispen neigen beim Trocknen zu Schimmelbildung.
Erntevorgang und Vorbereitung
Zum Schneiden eignet sich am besten eine scharfe Rosenschere. Die Blütenstängel werden etwa 10 Zentimeter unterhalb der Blüten abgeschnitten – möglichst mit etwas Blattgrün, aber nicht zu tief ins Holz.
Die geernteten Stängel werden anschließend zu kleinen Sträußen gebündelt – idealerweise mit 8 bis 10 Stängeln. Diese Sträuße bindet man mit einem Gummiband oder Bast zusammen. Gärtnerin Katja Engelhardt rät: „Verwenden Sie eher Gummibänder, da sich diese beim Trocknen zusammenziehen und den Strauß zusammenhalten, auch wenn die Stängel schrumpfen.“
Trocknung – schonend und duftbewahrend
Die Sträuße werden kopfüber an einem schattigen, luftigen Ort aufgehängt – etwa in einem gut durchlüfteten Dachboden, einer Garage oder einem Carport. Direkte Sonneneinstrahlung sollte vermieden werden, da sie die Farbe verblassen und die ätherischen Öle verfliegen lässt.
Die Trocknung dauert etwa ein bis zwei Wochen. Sobald die Blüten rascheln und sich leicht zwischen den Fingern zerreiben lassen, ist der Trocknungsprozess abgeschlossen.
Alternativ kann Lavendel auch auf einem Trockengitter oder einem mit Küchenpapier belegten Tablett getrocknet werden. Dabei sollte der Lavendel regelmäßig gewendet werden. Von der Trocknung im Backofen raten Experten wie Gärtnermeisterin Melanie Haumann ab: „Die Hitze im Ofen zerstört die feinen Duftstoffe. Für Duftsäckchen oder Tee sind die Blüten dann kaum noch zu gebrauchen.“
Lagerung und Verwendung
Nach dem Trocknen können die Blüten entweder an den Stängeln belassen oder vorsichtig abgestreift werden. Die Lagerung erfolgt am besten in dunklen, luftdichten Gefäßen – zum Beispiel Schraubgläsern oder Dosen. Wichtig ist ein trockener Ort ohne direkte Lichteinwirkung.
Getrockneter Lavendel lässt sich auf vielfältige Weise nutzen:
- Duftsäckchen: gegen Motten in Kleiderschränken
- Lavendeltee: wirkt beruhigend, schlaffördernd, bei nervösem Magen
- Badesalz: mit Lavendelblüten und Meersalz für entspannende Bäder
- Lavendelöl: durch Einlegen in Pflanzenöl (z. B. Jojoba oder Mandelöl)
- Küche: sparsam in Desserts, Honig, Limonaden oder Kräutermischungen
Ein Beispiel aus der Praxis: Hobbygärtnerin Anke M. aus Niedersachsen berichtet: „Ich trockne jedes Jahr Lavendel und befülle kleine Säckchen für Freunde zu Weihnachten. Der Duft bleibt tatsächlich über Monate erhalten – sofern man das Glas bis dahin zulässt.“
FAQ & Expertentipps
- Kann man Lavendel auch im Herbst schneiden?
Nein – der Schnitt im Herbst ist riskant, da die Pflanze noch einmal austreiben könnte und die jungen Triebe den Frost nicht überstehen. Der letzte Schnitt sollte spätestens im August erfolgen. - Welche Werkzeuge sind ideal?
Für junge, zarte Triebe reicht eine scharfe Gartenschere. Für ältere, leicht verholzte Zweige empfiehlt sich eine robuste Rosenschere. Heckenscheren eignen sich nur für größere, gleichmäßige Schnitte. - Was tun bei Schimmelbildung?
Sollte es trotz aller Vorsicht zu Schimmel kommen, müssen die betroffenen Blüten entsorgt werden. Vorbeugend hilft: niemals nasse Pflanzen ernten, keine dick gebundenen Sträuße, ausreichend Luftzirkulation beim Trocknen. - Wie bleibt das Aroma lange erhalten?
Lavendel sollte kühl, trocken, lichtgeschützt und luftdicht gelagert werden. Direkte Sonne oder hohe Luftfeuchtigkeit sind zu vermeiden. - Kann Lavendel in der Küche verwendet werden?
Ja, aber nur der Echte Lavendel (Lavandula angustifolia) ist für den Verzehr geeignet. Andere Sorten (wie der Zierlavendel) enthalten höhere Mengen an Campher. Sparsam dosieren – sonst schmeckt es schnell seifig.
Multitalent für Garten, Haushalt und Gesundheit
Lavendel ist weit mehr als ein optischer Blickfang – er ist ein Multitalent für Garten, Haushalt und Gesundheit. Damit der Lavendel vital bleibt und seine duftenden Blüten in voller Pracht zeigt, sind zwei regelmäßige Schnitte pro Jahr entscheidend: ein kräftiger Rückschnitt im Frühjahr zur Formgebung und ein pflegender Sommerschnitt nach der Blüte.
Die Ernte der Blüten gelingt am besten kurz vor dem vollständigen Aufblühen an einem sonnigen, trockenen Tag. Mit der richtigen Trocknungstechnik lässt sich das volle Aroma bewahren, sodass Duftsäckchen, Tees oder Dekorationen den Lavendel auch nach der Saison lebendig erhalten. Wer sich an die einfachen, aber wirkungsvollen Regeln hält, wird über viele Jahre Freude an dieser besonderen Pflanze haben.